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Das verleugnete Gift

Umweltreportage ZDF Reihe "Zündstoff", 11. März 1992, 22.15 Uhr, 45 Min

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Umweltreportage
Autorin: Silvia Matthies
ZDF Reihe „Zündstoff“, 11. März 1992, 22.15 Uhr, 45 Min

 

 


KRITIKEN
Kölner StadtanzeigerMannheimer MorgenOffenbach PostSüdkurier Konstanz

Kölner Stadtanzeiger 13.03.1992
Beklemmend
„Zündstoff“ (ZDF)

Es begann mit ebenso ekel- wie rätselhaften offenen Stellen auf der Zunge, Abmagerung, Erschöpfungs- und Verwirrtheitszustände folgten. Seit Jahren kämpft die Münchnerin Christel Brem, die durch ihre Tätigkeit in der Textilbranche mit der hochgiftigen Chemikalie Lindan in Berührung kam, um die Anerkennung ihres Leidens als Berufskrankheit.
Doch die Berufsgenossenschaft zahlt ihr keine Rente, weil das zuständige Arbeitsmedizinische Institut die tatsächliche Belastung auf ein Tausendstel herunterspielte. Dieser wahrhaft skandalöse Fall stand im Mittelpunkt von Silvia Matthies‚ Reportage
„Das verleugnete Gift“ , die auf empörende Zustände im Bereich der Arbeitsmedizin aufmerksam machte.
In einem bemerkenswerten Gespräch der Autorin mit Prof. Günther Fruhmann, dem Leiter des Münchner Institutes, wurde auf beklemmende Weise greifbar, zu welchen Wirklichkeitsverzerrungen die Profession offenbar bereit ist, um Präzedenzfälle dieser Art zu verhindern. Während Fruhmann sich als abwicklerischer Lobbyist zeigte und von einem Kunstfehler nichts wissen wollte, bewährte Matthies sich als energisch nachhakende Journalistin.
Der Reihe „Zündstoff“ wurde dieser Beitrag voll gerecht.  Da sich das „Gesundheitsmagazin Praxis“ zuvor ebenfalls dem Thema „Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“ widmete, lieferte das ZDF kompakte Information.

Norbert Hummelt

Eine Kopie der Kritik, wie sie in der Zeitung erschienen ist, liegt vor und kann gerne per E-Mail bei Silvia Matthies angefordert werden.
 

Mannheimer Morgen 13.o3.1992
„Zündstoff“ (ZDF)
Ärzte drehen, wenden und widersprechen sich, medizinische Institute kommen  zu verschiedenen Ergebnissen und die Behörden dementieren. Wie immer,  könnte man sagen, wenn versucht wird, Schlamperei, Ignoranz und Vertuschung mit Einzelschicksalen zu dokumentieren. So auch im Falle von Silvia Matthies „Zündstoff“-Beitrag „Das verleugnete Gift- wie Chemikalienopfer getäuscht werden“.
Drei Personen hat die rigoros zu Werke gehende Autorin ausfindig gemacht, die durch giftige Substanzen  verseucht wurden und erkrankten. Eine Ursache: Der Kontakt mit chemisch behandelten Textilien. Doch bis die Bundesanstalt für Arbeit und die eingeschalteten Ärzte eine Berufskrankheit anerkennen, vergehen Jahre. Da ist es zwar  sehr löblich, dass die Reportage den verantwortlichen auf die Füße tritt und die Pannen offensichtlich macht, aber es bleibt- wie so oft beim Skandaljournalismus-  der fatale Nachgeschmack mangelnder Beweiskraft. Das merkte wohl auch Matthies selbst. Sie suchte jedoch keine Ausflüchte, indem sie auf die Tränendrüse drückte: Information auf Information, intensiviert durch gute filmische Handarbeit, war die richtige Antwort.
ts

Eine Kopie der Kritik, wie sie in der Zeitung erschienen ist, liegt vor und kann gerne per E-Mail bei Silvia Matthies angefordert werden.
 

Offenbach Post 13.03.1992

Von Kunstfehlern  keine Rede
Mutiger Zündstoff-Beitrag im ZDF: Das verleugnete Gift

Die Verantwortlichen entlarven sich selbst: Mal wollen sie kein Interview geben, dann retten sie sich in Ausflüchte am Telefon,  und Prof. Fruhmann, Leiter des Münchner Institutes für Arbeitsmedizin, ergeht sich in Allgemeinplätzen.
TV-Kritik
Erst als das Wort „Kunstfehler“ fällt, horcht der Professor auf, sein mund wird spitz, die Augen stechen, als er der ZDF-Autorin Silvia Matthies erklärt, davon könne keine Rede sein.
Die Patientin Christine Brem litt unter schweren Krankheitszuständen. Sie wandte sich an die Arbeitsmedizin, nachdem ihr ein Umweltinstitut attestiert hatte, dass ihr Blut stark belastet ist: mit dem seit Jahren in der Bundesrepublik verbotenen Insektizid Lindan. Frau Brem besaß ein Konfektionsgeschäft. Und Stoffe, die aus Dritt-Welt-Ländern importiert werden, sind häufig zum Schutz gegen Motten mit Lindan präpariert.
Im Münchner Arbeitsmedizinischen Institut wurde Frau Brem untersucht. Erst nach eindringlicher Nachfrage teilte man ihr die Laborwerte mit. Dass dabei Nanogramm als Maßeinheit angegeben wurden, während es sich tatsächlich um Microgramm handelte – also die tausendfache Menge – sei für die Diagnose unerheblich, meine Institutsleiter Fruhmann. Man bemühe sich in erster Linie um den Patienten, und da seien Werte nicht so wichtig.
Eine seltsame Einstellung für einen Arbeitsmediziner, dessen gutachterliche Tätigkeit normalerweise hauptsächlich auf Laborwerte zurückgreift. Und, wie die kluge und mutige Autorin des Zündstoff-Beitrages am Mittwochabend nachweist,  doch nur exemplarisch für das Verhalten vieler Arbeitsmediziner. Denn: ein Gutachten kann folgen haben. Zum Beispiel die Anerkennung  einer Berufskrankheit und damit einer Rente. Doch das scheint politisch nicht opportun – und in politischen Gremien sitzen sie, die Gutachter. Auch Herr Prof. Fruhmann.
Brigitte Mazanec

Eine Kopie der Kritik, wie sie in der Zeitung erschienen ist, liegt vor und kann gerne per E-Mail bei Silvia Matthies angefordert werden.

Südkurier Konstanz, 13.03.1992

Grauzone

Zündstoff (ZDF) Das verleugnete Gift: Das Thema gefährliche Chemikalien im Alltag (insbesondere Arbeitsalltag) gehört auch heute noch eher zu den Grauzonen ökologischen Problembewusstseins. Was Silvia Matthies in der neuen Sendung der Reihe „Zündstoff“ zu berichten wusste, spottete jeder Beschreibung. Textilien werden bei der Herstellung mit hochgiftigen Substanzen präpariert, eine Deklarationspflicht gibt es nicht.  Arbeiter einer baden-württembergischen Firma erkranken reihenweise – mögliche Ursache: ein bei der Produktion verwendetes Kühlmittel. Ärztliche Sachverständige kommen zu sich gegenseitig widersprechenden  gutachten, beim Bundesgesundheitsamt hat man keine Ahnung, wovon die Rede ist. Kühl und sachlich die Fakten für sich sprechen, gab Stellungnahmen der Betroffenen breiten Raum , schilderte ihren Kampf  um Anerkennung ihrer Leiden als Berufskrankheit.
Ein Musterbeispiel dafür, wie eine Reportage Aufmerksamkeit und Empörung wachrufen kann ohne effekthascherich auf die Sensationsgier der Zuschauer zu spekulieren. Eine Sendung, die ganz sicher nicht ins Spätprogramm gehört, sondern zur besten Sendezeit hätte ausgestrahlt werden müssen.
Norbert Faulhaber                  

Eine Kopie der Kritik, wie sie in der Zeitung erschienen ist, liegt vor und kann gerne per E-Mail bei Silvia Matthies angefordert werden.