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Frankfurter Rundschau – Kritik: Tod im Reagenzglas

ARD 2000, 45 Min Publizistikpreis der Stiftung Gesundheit 2001 IPPNW-Preis "Medizin und Gewissen" 2001
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Frankfurter Rundschau vom 27.10.2000

Tod im Reagenz-Glas
Existenz-Fragen

Sylvia Matthies ist für aufklärerischen Journalismus bekannt. Erneut haben sich diese Erwartungen in ihrem jüngsten Beitrag mit dem Untertitel: „Ist die Selektion von Embryonen erlaubt?“ bestätigt. Dies ist umso höher einzuschätzen, weil – um es zurückhaltend auszudrücken- es nach Zahl und Qualität nicht allzu viele Beiträge dieses Schlages im Fernsehen zu sehen gibt. Ganz im Gegensatz zur rasant wachsenden Bedeutung der Biomedizin in der Gesellschaft.

Dieses häufig schwer zu verstehende und sich in vielen Fällen auch der konkreten Anschauung entziehende Thema fernsehgerecht aufzubereiten ist deshalb stets eine besondere Kunst und Herausforderung, die Matthies immer wieder gelingt.

Wenn auch leider erst ab 23:45 Uhr. Sylvia Matthies nahm sich dieses Mal einer der drängendsten Fragen der Biomedizin an – der Selektion von menschlichen Embryonen im Reagenzglas nach einem Gentest. Im Pro und Contra der Argumente- auch wenn die Autorin ihre eigene skeptische Haltung nicht verbarg- konnte der Zuschauer gut seine eigene Haltung überprüfen oder ausbilden.

Zu den Eigenschaften der Matthiesschen Beiträge gehört auch, dass sie nichts verschleiern , sondern sich einer klaren und präzisen Sprache bedienen. Wenn bei der künstlichen Befruchtung erzeugte Reagenzglas-Embryonen erst genetisch untersucht und entweder weggeworfen oder einer Frau übertragen werden, ist dies nichts anderes als Selektion. Dies, macht Matthies klar, muss man sich eingestehen. Ob man die Auslese von nicht als normgerecht empfundenen Leben will, kann nur auf dieser Basis entschieden werden.

Sylvia Matthies diskutiert biomedizinische Themen nicht aus der engen und einseitigen naturwissenschaftlichen Perspektive. Sie bindet vielmehr individuelle Ansprüche von Eltern und Patienten mit der gesellschaftsverändernden Kraft neuer Technologien zusammen, wägt sie gegeneinander ab und legt großen Wert auf die Debatte der sozialen Folgen.

Wohin dieses führt, ist klar: Zur Ausmusterung behinderten Lebens aus der Gesellschaft , zum Verständnis von Babys als unwägbarem genetischen Risiko, wenn sie natürlich entstehen- und zum qualitätsgesichertem Produkt Kind.

Mit mehr Mut zum besseren Sendeplatz hätten mehr Menschen etwas von dieser existenziellen Auseinandersetzung haben können.

Michael Emmrich

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Eine Kopie der Kritik, wie sie in der Zeitung erschienen ist, liegt vor und kann gerne per E-Mail bei Silvia Matthies angefordert werden.
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